Torsten Warmuth – Leben und Werk
Torsten Warmuth (geb. 1968) lebt und arbeitet seit Ende der 1990er Jahre in Berlin. Warmuth studiert zunächst Mathematik und promoviert 1995 im Bereich intuitiv bedienbarer Software. Er entscheidet sich jedoch gegen eine universitäre Laufbahn und beginnt als Assistent bei einem Industrie- und Architekturfotografen in der Salzmann Factory in Kassel.
Dort trifft er auf den Künstler Eugen Wolf. Diese Begegnung hat maßgeblichen Einfluss auf seine künstlerische Ausdrucksweise. Warmuth arbeitet mit fotografischen Mitteln, stellt sich allerdings von Anfang an gegen die Abbildungsfunktion der Fotografie und verfolgt seinen eigenen experimentellen Ansatz. Er benutzt Negative als Grundlage seiner Arbeiten, verändert diese aber durch gezielte Manipulation (Doppelbelichtung, Sandwichverfahren, bewegte Kamera, destruktive Eingriffe, Zufallsverfahren etc.) so, dass ganz eigene und neue Bilder entstehen, die sich von der Vorgabe eines klassischen Negativs und damit der Abbildung von Realität vollständig entfernt haben.
Viele seiner Arbeiten produziert Torsten Warmuth nach Arbeitsaufenthalten in Metropolen wie New York, Paris, Berlin, Buenos Aires, Lissabon und Kairo. Mit den großen Flaneuren des vergangenen Jahrhunderts scheint er den Stadtraum als das Extrem der Moderne zu begreifen – als Ort, an dem sich gängige Ordnungs- und Wahrnehmungsmuster längst aufgelöst haben. Das Prinzip der Assoziationen, fragmentarischen Erinnerungen und Wahrnehmungen sowie das Verschmelzen von Realität und Fiktion ähneln dem literarischen Bewusstseinsstrom (stream of consciousness). Diese Arbeitsweise gewinnt in Warmuths Arbeiten zunehmend an Bedeutung. Stilistisch findet sie vor allem in der drastischen und eindringlichen Abstraktion seiner Bilder Ausdruck.
Im Jahr 2018 ist es abermals eine New-York-Reise, die Torsten Warmuths künstlerische Ausdrucksweise nachhaltig verändern wird. Warmuth experimentiert fortan immer freier mit Fundstücken und Fragmenten – Objekten, Oberflächen, Industrieschrott, Figuren etc. –, die er systematisch per Kamera oder Scanner digitalisiert und archiviert. Er benutzt dieses „Rohmaterial“ wie ein DJ seine Samples; er collagiert und decollagiert, übermalt und rakelt, zeichnet und radiert. Noch konsequenter als vorher komponiert er die Fragmente zu abstrakt-figurativen Bildern.
Warmuths Arbeiten sind im Besitz staatlicher und privater Sammlungen (u. a. DZ Bank Frankfurt, Kunstsammlungen Jena) und wurden international ausgestellt, z. B. im Musée de l’Elysée Lausanne, der Hayward Gallery London, der Everard Read Gallery in Kapstadt und im Rahmen des Kunstfestivals Port Izmir. Torsten Warmuth war darüber hinaus Einzelausstellungen in den Kunstsammlungen Jena, der Kunsthalle Erfurt sowie in namhaften Berliner Galerien vertreten.